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Vereinsjubiläum 

75 Jahre Angelverein Neuenhaus

75 Jahre ist es her, dass neun engagierte Petri-Jünger in der ehemaligen Neuenhauser Gaststätte „van Dyken“ am 20. Januar 1950 die Geburtsstunde des „Angelsportvereins“ Neuenhaus einläuteten. Das Ziel war es, sich als Verein zusammen zu tun, um als eine möglichst große Gemeinschaft aussichtsreicher die Fischereirechte der Fürstlichen Domänenkammer und der Stadt Neuenhaus an Vechte und Dinkel pachten zu können.

Der 20. Januar war allerdings der zweite Anlauf zur Vereinsgründung. Bereits zwei Tage vorher am 18. Januar waren kaum Interessierte dem Aufruf der Angler gefolgt, sodass man die Gründungsveranstaltung verschieben musste.

Die beiden Initiatoren, der pensionierte Sparkassen-Kaufmann Johannes Borchers und der Friseurmeister Gerhard de Witte, leiteten danach für mehrere Jahre die Geschicke des Vereins und schufen ein Vereinsgerüst, das auch heute noch in wesentlichen Bestandteilen gilt.

Der umtriebige Johannes Borchers war außerdem im gleichen Jahr auch Initiator der „Neugründung“ des SV Borussia 08 Neuenhaus e.V., der nach der Gleichschaltung unter den Nationalsozialisten mit dem Turn- und Sportverein im Jahr 1937 wieder selbständig werden wollte.

Schon im ersten Jahr der Gründung wuchs der Verein auf 75 Mitglieder an und in den folgenden Jahren konnten nach und nach Gewässerstrecken an Vechte und Dinkel gepachtet werden. Sehr entgegen kam den Anglern, dass der Stadtrat dem Vorhaben sehr wohlwollend gegenüberstand und die Neuenhauser Fischereirechte für „schmales Geld“ an den noch jungen und nicht sehr finanzstarken Verein übertrug. Die Angler verpflichteten sich im Gegenzug zur Gewässerunterhaltung und Regulierung des Fischbestandes.

Das war zu damaliger Zeit nicht einfach, denn die beiden Flüsse Vechte und Dinkel hatten durch unkontrollierte Einleitungen über Jahrzehnte an Gewässergüte eingebüßt. Gewässerschutz steckte in den 50er Jahren eben noch in den Kinderschuhen.

Ein weiteres Problem waren die sogenannten „Poolgänger“ (Bezeichnung für eine in der Grafschaft weit verbreitete Form der Netzfischerei). Diese Methode war aus heutiger Sicht nicht nachhaltig und richtete großen Schaden am Fischbestand an.

Während die Angelfischerei bis in die 50er Jahre noch traditionell der Nahrungsbeschaffung diente, entwickelte sie sich bis in die „Achtziger“ mehr und mehr zum „Sport“. Angel-Wettkämpfe, die als Landes-, Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen wurden, erfreuten sich großer Popularität. Gleichwohl fand die „Sportfischerei“ in Deutschland gesellschaftlich aber nach und nach immer weniger Anerkennung. Der Tierschutz-Gedanke erhielt in der Gesetzgebung und Rechtsprechung einen immer größeren Stellenwert und ist seit 2002 sogar im Artikel 20a des Grundgesetzes verankert. Wettkämpfe und Meisterschaften unter sportlichen Gesichtspunkten sind heute in Deutschland längst verboten. Vereinsinterne Angelveranstaltungen dürfen nur noch als sogenanntes „Hegefischen“ zur Bestandserfassung und -kontrolle nach strengen Regeln abgehalten werden.

Die Angler mussten sich neu definieren und taten das in Neuenhaus bereits in den 80er Jahren unter der Regie des damaligen Vorsitzenden Hartmut Crede. Das engagierte NABU-Mitglied und mittlerweile Ehrenvorsitzender des Angelvereins führte die Neuenhauser Angler in eine neue Philosophie, die geprägt war von „Umwelt, Natur-, Landschafts- und Artenschutz“. Aus dem ursprünglichen „Angelsportverein“ wurde der „Angelverein“. Dieser Bezeichnung ist seitdem offizieller Vereinsname.

Heute gehört es wie selbstverständlich zu den Aufgaben der Neuenhauser Angler, nachhaltig ihre Gewässer und den Fischbestand zu hegen und zu pflegen. Das Prinzip lautet: Regulierung des Fischbestandes durch Schaffung natürlicher Nahrungsgrundlagen und Lebensräume. Besatzmaßnahmen werden auf das Notwendigste reduziert. Erfolgreich konnte der Angelverein unter anderem über Jahre mehrere angepachtete ehemalige Sandentnahmestellen in der Gemeinde Gölenkamp, die erfahrungsgemäß nährstoffarm sind, durch Einbringung von Totholz und gezielten gewässerverträglichen Anpflanzungen zu einer sehr guten Gewässergüte und einem ausgewogenen Fischbestand verhelfen.

Das herausragendste Projekt ist jedoch der Bau eines fast 360 Meter langen „Altarms“ auf dem Moss in Gölenkamp, den der Angelverein nach mehr als vierjähriger Planungs- und Bauphase mit Unterstützung mehrerer Umwelt- und Naturschutzstiftungen, den Samtgemeinden Neuenhaus und Uelsen (gemeinsam mit dem Wasser- und Abwasser-Zweckverband), dem Landkreis, dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, dem Vechteverband und dem Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems und eigenen finanziellen Mitteln im Sommer des letzten Jahres fertigstellen konnte. Mit diesem sehr ambitionierten Projekt wagte sich der Angelverein erstmals an den Bau eines Gewässers mit biotopähnlichen Strukturen, das nicht nur Laich- und Rückzugsgebiet für die hiesigen Fischarten, sondern auch Lebensraum für Brut- und Nistvögel und Insekten ist.

Für dieses Projekt erreichte der Angelverein im September einen hervorragenden 2. Platz im Niedersächsischen Wettbewerb „Bach im Fluss“.

Der Initiator des Projektes und ehemalige Vorsitzende Friedhelm Gießmann verstarb Anfang 2022, noch bevor der Bau tatsächlich beginnen konnte.

Seit Jahren unterstützt der Angelverein Neuenhaus auch verschiedene Projekte zum Schutz bedrohter Arten und arbeitet dabei eng mit dem Angelfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems und den Naturschutzverbänden zusammen. Von besonderer Bedeutung ist dabei das Aalbesatz-Programm des Landes Niedersachsen zum Schutz der gefährdeten Fischart, das der Angelverein seit 2011 finanziell und tatkräftig unterstützt.

Heute ist der Verein auf mehr als 800 Mitglieder angewachsen und verfügt über Fischereirechte an Dinkel, Vechte, Lee und Grenz-Aa, sowie an den Horsink’s Teichen und dem Visscher’s Teich in Gölenkamp.

Der Vorsitzende Hans-Jürgen Klünder freut sich im Jubiläumsjahr 2025 über die Unterstützung eines gut aufgestellten Vorstands und vieler freiwilliger Helfer beim Gewässerschutz und der Fischereiaufsicht.

Das Jubiläum wird selbstverständlich auch gebührend gefeiert. Die Termine werden zeitnah in der Tagespresse und den Vereinsmedien bekanntgegeben.